Reiseradler sind aktive Leute und treffen sich das ganze Jahr über im Internet. Dort wird 2 Mal pro Jahr ein gemeinsames Ziel festgelegt und dann versuchen einige, dieses Ziel auch anzufahren. Heuer war dieses besonders weit von meinem Wohnort entfernt, aber weil ich über meine Zeit bereits frei verfügen kann, beschloß ich, hinzufahren. Der mir bis dahin unbekannte Ort hieß Dahn (Nähe Pirmasens) und liegt etwa 1000 km entfernt.
Auch hatte ich noch die Absicht, die Reise zu einer "Seentour" zu machen und einige der vielen Seen, die auf dieser Route liegen, zu fotografieren. Sehr rasch stellte sich jedoch heraus, daß das viel zu zeitaufwendig ist und sich mit dem Hauptziel nicht vereinbaren läßt. Seen, die direkt am Weg lagen habe ich aber fast immer fotografiert.
Wie IMMER wurde der erste Halbtag mit ausstehenden Reisevorbereitungen verplempert und der wirkliche Start erfolgte erst um 14:30. Das Ziel, Altmünster am Traunsee, eigentlich als moderate Aufwärmstrecke gewählt, wurde am Ende des Tages gleich die erste Streßetappe, weil die Nacht den Radfahrer einholte.
Durchs Alpenvorland |
Der zweite Tag brachte gleich große Hitze und einen ordentlichen Anstieg vom Traunsee Richtung Attersee (Straße nach Steinbach). Die Straße ist zwar nicht sehr stark befahren, aber milde ausgedrückt "sehr hügelig". Dafür gibts bei gutem Wetter einige schöne Ausblicke, zuerst zum Traunstein und Traunsee, dann ins Höllengebirge und vor Steinbach hinunter zum Attersee. Unbedingt sehenswert ist der Taferlklaussee.
Die Straße entlang des Atterseeufers ab Steinbach bis zum Mondsee ist wegen Verkehrs und ihrer geringen Breite nicht angenehm zu fahren. Am Mondsee entlang (ostseitig) ist dann schöner fahren, da man häufig abseits des Verkehrs radelt.
War das Wetter am Morgen noch sehr wankelmütig, so wurde es doch ein sehr schöner und aber anstrengender Tag. Es ist zwar wunderschön, weit ins Land blicken zu können, wie man es vom Haunsberg 836m (nahe Oberndorf bei Salzburg) kann. Hier hat ja schon Kaiser Franz Josef II. ins Land geblickt auf seine von Bayern 1779 neu gewonnenen Gebiete östlich der Salzach. Vorher muß dieser Schau-ins-Land-Berg erst erklommen werden... Das Wetter spielte mit und so konnte man östlich und westlich weit ins Land sehen. Ich hoffe, der Kaiser hatte auch eine solch wunderbare Fernsicht, sozusagen "Kaiserwetter".
Gleich am Vormittag gabs noch ein kleines Jubiläum, der Tacho zeigte 10000 km, bezogen auf den letzten Batteriewechsel. Die Batterie zu wechseln und den Km-Stand nicht zu verlieren ist bei diesem Modell schwierig. Dafür hält sie so lange.
Der "Seen-Tag". Die vielen Seen rund um den Chiemsee kosteten mir einige Zeit, aber dafür wurde es auch mein erster Badetag in diesem Jahr. Nach einem zünftigen Mittagessen in Eggstätt beim "Unterwirt" und bei großer Hitze ging es zum Hartsee, Langbürgner See und dann gab es die Erfrischung im Stettner See. Anschließend wurde es hügelig und Rosenheim war noch in der Ferne zu sehen. Ich kam bei einem riesigen Findling vorbei, den der Gletscher aus den Tauern bis hierher transportiert hatte. Die Gegend wurde weniger einladend und verkehrsreicher. Miesbach fand ich nicht so einladend, aber es wurde schon spät und ich mußte ein Quartier finden. In Thalham bei Miesbach ließ ich es gut sein und quartierte mich in einem Gasthaus ein. Nicht sehr zufrieden, denn ich hatte mir den Starnberger See vorgenommen als Tagesziel.
Dieser Tag bringt 100 Kilometer und das Bestreben weiter nach WESTEN vorzustoßen. Die Zeit drängt. Außerdem gibt es da keine zeitraubenden Seen. Aber dafür einen sehr schönen Bach/Fluss, den Mangfall. Bei Weyarn muß ich unter der Autobahn durch, entlang des Mangfalls. Die Autobahn ist weit ober mir, am Pfeiler ist ein Graffitti. Dann lande ich auf einem Waldweg und finde dann doch zurück in die Zivilisation in Unterdarching. Es geht weiter nach Holzkirchen und dann nach Dietramszell. Dann wird die Isar überquert und via Königsdorf geht es nach Seeshaupt am Starnberger See. Weiter nach Weilheim und dort wage ich ein zweites Bad im Dietlhofer See. Als Tagesziel wird Apfeldorf (auf grund seines sympathischen Namens) ausgewählt. Das hat aber seinen Preis, denn dort sind Übernachtungsmöglichkeiten dünn gesät. Es gibt aber EINE Ferienwohnung, die ich nach viel herumfragen endlich finde und die glücklicherweise frei ist.
Vor Holzkirchen steht ein riesiges Bett mit einem Mann, der sich den Kopf hält. Laut einer Passantin wurde das aufgestellt als Protest gegen einen amerikanischen Kurzwellensender (lt. Internet Radio Free Europe), der die Menschen verrückt machte und Schlafstörungen verursachte. Der Sender sei mittlerweile eingestellt, aber die Protestfigur blieb.
Easy Living | Am Mangfall entlang | gewappnet |
Protest | Postraeder | Isar |
Starnberger See | Dietlhofer See | Dietlhofer See |
Ohr in den Himmel | ||
Es wurde nun endgültig klar, daß das Ziel Dahn ohne Zugfahrt nicht am Donnerstag erreichbar sein würde. Das Wetter war nicht schön, aber auch nicht regnerisch, jedoch windig. Also peilte ich die nächste Stadt an, es war Landsberg/Lech und fuhr dort zum Bahnhof. Dies ist ein besonderer Bahnhof, da er revitalisiert wurde und deshalb schon einige Preise gewonnen hat. Es ist dort wirklich angenehm, man kann günstig Essen, Einkaufen und bekommt auch alle Eisenbahnauskünfte. Ich fuhr nach Augsburg und stieg dort in den Zug nach Stuttgart um. Während der Zugfahrt öffnete der Himmel alle Schleusen. Ich lernte eine Gruppe deutscher Radfahrer kennen, die 14 Tage in CZ unterwegs gewesen waren und bekam jede Menge Tipps. Der wichtigste war, bis Bietigheim/Bissingen weiterzufahren (somit Stuttgart zu umgehen) und dann den Enz Radweg zu benutzen.
Von Ortskundigen lasse ich mich gerne belehren und es stellte sich alles auch als sehr sinnvoll heraus. Ich fuhr zur Übernachtung noch nach Besigheim, wo die Enz in den Neckar mündet. Am Neckar-Radweg würde ich wohl leicht ein Quartier finden.